Seit gestern hängt an den Eingängen der Häuser der Roten Insel ein erstaunliches, um nicht zu sagen dreistes und an Heuchelei kaum zu überbietendes Wahlkampfschreiben der Grünen Abgeordneten Catherina Pieroth-Manelli, die erneut für das Berliner Abgeordnetenhaus kandidiert. Der Text enthält keine Angaben zur presserechtlich Verantwortlichen, inzwischen hat sich Frau Pieroth zu dem Flyer aber auch öffentlich bekannt.

In dem Schreiben, das hier im Kiez für heftige Proteste gesorgt hat, vergießt sie u. a. Krokodilstränen über den geplanten Ausbau des Gasometers, der ihr angeblich ach so große Sorge bereitet. Verantwortlich für den Ausbau ist nach ihrer Darstellung die Oberste Denkmalschutzbehörde, die sich zu diesem Thema bislang nicht ausreichend positioniert hätte. 

Stein des Anstoßes

Da dies grober Unfug ist, soll hier noch einmal deutlich gemacht werden, dass das Landesdenkmalamt (LDA) sich in seinen Stellungnahmen mehrfach sehr eindeutig ablehnend zum geplanten Ausbau des Gasometers geäußert hat. 

Bereits in der Stellungnahme des LDA zum ersten Bebauungsplanverfahren vom 7. Oktober 2010 wurde einer Bebauung unter Freihaltung der oberen beiden Felder nur „unter Zurückstellung erheblicher denkmalpflegerischer Bedenken“ zugestimmt. In seiner Stellungnahme zur Änderung des B-Plans hat das LDA im Februar 2021 dies noch einmal bekräftigt und klargestellt, dass eine „höhere Bebauung die stadtbildprägende Wirkung und die Ablesbarkeit der technischen Konstruktion des Gasometergerüsts erheblich beeinträchtigen würde“.

Pieroth schweigt zu grünem Investorenschutz

Den „grünen“ Baustadtrat des Bezirks Jörn Oltmann ficht all dies jedoch nicht an. Auch nicht die Tatsache, dass sich mehr als 11.000 Bürger für ein Freihalten der beiden oberen Felder aus Gründen des Denkmalschutzes ausgesprochen haben.

Auch die über 300 kritischen Stellungnahmen von Anwohnern, die im Rahmen der Bürgerbeteiligung eingegangen sind, haben zu nichts geführt. Alle Argumente für den Denkmalschutz wurden weggewogen. Kein einziges Wort wurde in der Begründung zum B-Plan geändert. Eine sachgerechte Abwägung sieht anders aus.

Statt ihren Parteifreund und die grüne BVV-Fraktion umzustimmen, war von Frau Pieroth in den letzten Monaten zu diesem Thema nichts zu hören.

Nicht genug, dass sich die Grünen rund um den Gasometer weder für verträgliche städtebauliche Lösungen stark machen, noch dass sie dem Denkmalschutz besondere Bedeutung beimessen. Nun versuchen sie sich auch noch mit fadenscheinigen Argumenten und plumpen Ablenkungsmanövern aus der Verantwortung zu stehlen. 

Geben wir den Grünen bei den anstehenden Wahlen dafür die Quittung! 

Heuchelei ist die Tugend des Feiglings.

Voltaire
2 Gedanken zu „Ein starkes Stück – Grüne Wahlkampf-Fake-News zum Gasometer“
  1. Nicht nur hier sondern auch in anderen Projekten sehen wir die Ignoranz und die fehlende Bürgerbeteiligung durch die Grünen hier ist wirklich einmal Einhalt zu gebieten. Die Preisgabe des gesamten Bezirks durch Herrn Oltmann an die Investoren, sei es beim Gasometer, den Marienhöfen mit den genehmigten Hochhäusern, oder in der Neuen Mitte Tempelhof, am Mühlenberg nirgendwo wird der Bürgerwille akzeptiert geschweige denn Transparenz über die vorhaben praktiziert.

  2. Ich bin selbst grünes Parteimitglied und bedaure das Verhalten von Frau Pieroth sehr. Ganz besonders bedauertlich ist die Tatsache, dass offensichtlich Unwahrheiten über den Denkmalschutz in die Welt gesetzt werden. Ist es nicht möglich, die Stellungnahme des Denkmalschutzes zu veröffentlichen, dann werden Behauptungen schwarz auf weiß richtig gestellt.

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